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Genussreise

Tiefster Süden und Retour

Lange Urlaube mit dem Wohnmobil

Seit ein paar Jahren lieben wir, meine Frau und ich, lange, ausgedehnte Urlaube mit dem Wohnmobil. Früher kam das nie in Frage, wegen der familiären Verpflichtungen. Da ging es bloß 14 Tage ans Meer. Doch seit wir beide beruflich etwas kürzer treten, die Kinder erwachsen sind, genießen wir diese mehrwöchigen Urlaube sehr.
Da ich gerne fotografiere, dokumentiere ich unsere Reisen und stelle danach für unseren Ortsgruppenverein einen Multimedia-Vortrag zusammen. So zehren wir von unseren Urlauben lange. Und so manche unserer Freunde taten es uns bereits nach. Sie verbrachten Urlaub mit dem Wohnmobil.

Rabatt für mehrwöchige Touren

Wir mieteten uns diesmal wieder ein geräumiges Wohnmobil mit komfortablem Wohnraum, großer Heckgarage und luxuriöser Ausstattung. Selbst ein Fernseher war diesmal mit an Bord. Der Vermieter unseres Wohnmobils bietet nämlich für mehrwöchige Reisen die passenden großen Fahrzeuge an. Und ab der dritten Mietwoche gibt es auch einen Rabatt. Den wir gerne nützen, weil wir unsere Reisen immer für 4 bis 5 Wochen anlegen.

Den Genuss finden wir in unseren Reisen an landschaftlichen, kulturellen und auch kulinarischen Höhepunkten. So führte uns eine dieser Touren bereits nach Norwegen, eine andere nach Frankreich an die Atlantikküste bis nach Portugal, wieder eine andere auf die Kanaren. Dorthin gelangt man freilich nur mit der Fähre von Cadiz aus.

Süditalien ruft

Eine der schönsten Genussreisen unternahmen wir nach Süditalien und weiter nach Montenegro. Diese Reise begann in San Marino. Obwohl wir schon so viele Male in Italien unterwegs gewesen waren, den Kleinstaat zwischen Bologna und Ancona hatten wir nie besucht.

Von hier führte unsere Tour nach Urbino in die Renaissancestadt und das Weltkulturerbe. Dort genossen wir erstmals mittelitalienische Gastlichkeit. Meine Frau spricht italienisch. Das half nun sehr. Denn am Wochenmarkt in Urbino füllten wir unsere Vorräte auf: frischer Fisch von der Küste für unser nächstes Abendessen, Gemüse, Obst, Käse, Prosciutto und Wein. Das gab es nämlich obendrein zur prunkvollen und auch sehr quirligen Stadt mit ihren Palästen und den vielen internationalen Studenten.

Entlang der Kraterseen

Weiter ging es dann nach Perugia. Von hier an fädeln sich 4 große, kreisrunde Kraterseen bis Rom wie an einer Schnur auf. Uns fasziniert nämlich der Vulkanismus, denn wir hatten beide Geografie studiert. Also mussten wir zu diesen Seen fahren. Diese sind: Lago Trasimeno (der größte, nur 7 Meter tief und von 600 Meter hohen Bergen umgeben), Lago di Bolsena, Lago di Vico (der kleinste), Lago di Bracciano (der erdgeschichtlich jüngste See, da der Vulkanismus erst vor 40.000 Jahren endete).

Alle diese Seen sind ehemalige Magmakammern, die heute mit Wasser gefüllt sind. Der Vulkanismus in dieser Region ist mehrere hundert Tausend Jahre alt. Und entlang dieser Route liegen auch etruskische und römische Kulturstätten, deren Besuch unser Bedürfnis nach historischen Sehenswürdigkeiten befriedigte. An den Kraterseen kann man wunderbar baden und Kanu paddeln. Unseren Schlauchkanadier führen wir auf unseren Reisen auch immer mit.

Stadtbesuch in Rom

Unser nächstes großes Etappenziel war Rom. Dafür hatten wir uns einen Campingplatz südlich der Stadt ausgesucht, von dem aus man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leicht ins Zentrum der „Ewigen Stadt“ gelangt. Unser Wohnmobilvermieter hatte uns diesen Platz empfohlen.

In Rom verbrachten wir drei Tage. Die Ewige Stadt bietet einfach viel, vom römisch-antiken Zentrum bis hin zum Vatikan.

Amalfiküste und Neapel

Nach Rom wollten wir die Region um Neapel mit der Amalfiküste und Pompeij erkunden. Unser nächstes Etappenziel: Baia Domizia – nebenbei auch noch Zentrumsregion der bekannten Büffelmozzarella, die man dort frisch immer vormittags in den kleinen Käsereien (Caseificcio) rund um Caserta erhält. Außerdem faszinierte uns der Strand von Baia Domizia, dessen Sand grauschwarz wie Mohn und samtig weich ist. Der Grund: Er enthält vulkanisches Material vom nahen Vesuv.

Um die Amalfi-Küstenstraße, die Amalfitana, abzufahren, ein Wunsch, den wir seit unserer Studienzeit beide in uns trugen, mieteten wir uns vor Ort einen Motorroller. Eine klassische Vespa. Schließlich ist diese Küstenstraße für Wohnmobile gesperrt. Und mit der Vespa lässt es sich leichter am Straßenrand anhalten um die grandiose Aussicht auf die kleinen in die Steilküste gedrängten Ortschaften zu genießen. Mit dem Roller waren wir einen ganzen Tag lang unterwegs. Genauso lange benötigten wir auch für die Besichtigung Pompeijs.

Ab in die Stiefelspitze

Nun tauchten wir in den tiefsten Süden Italiens, in die Stiefelspitze ein. Über Salerno, Scalea, Paola, Lamezia Terme (mit den schon zur Römerzeit bekannten Thermalquellen im Ortsteil Sambiase) gondelten wir die Küstenstraße bis kurz vor Reggio Calabria entlang. Einmal hier angelangt, durfte Sizilien nicht fehlen. Wir setzten mit der Fähre von Villa San Giovanni nach Messina über und verbrachten weitere fünf Tage mit Umrunden und Durchqueren der Insel. Was für ein Erlebnis!

Zurück am Festland folgten wir der Küstenstraße über Reggio Calabria, den Nationalpark Sila mit Zwischenstopp zum Kanu paddeln am Lago di Cecita, nach Cantinella. Dort verbrachten wir wieder ein paar Tage mit Baden und kleineren Ausflügen in die Nationalparke des Hinterlandes.

Mit der Fähre nach Montenegro

Die dritte Woche unserer Reise ging bald zu Ende. Unser Weg führte jetzt nach Bari. Von dort nahmen wir die Fähre nach Bar in Montenegro. Die Überfahrt nahm 9 Stunden in Anspruch. Also schifften wir uns abends ein und kamen am folgenden Morgen dort an. Bar ist Festungsstadt mit illyrischer Vergangenheit. Wir kreuzten also auf unserer Genussreise nicht nur das östliche Mittelmeer. Wir überbrückten mit dieser Überfahrt auch den altgriechisch-römischen Siedlungsraum Kalabriens hin zum illyrischen Montenegros.

Längster Strand der östlichen Adria

Nur knappe 30 Kilometer südlich von Bar liegt Ulcinj, wo sich der längste Sandstrand der östlichen Adria über 13 Kilometer bis zur albanischen Grenze hin erstreckt. Was uns hier auffiel: Nebenstraßen sind wirklich Nebenstraßen, eng, schmal und kurvig. Die Hauptroute an der Küste ist jedoch gut ausgebaut.

Und wieder ein Nationalpark

Das Hinterland dieser Region mit dem Nationalpark Skadarsee sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Fahrt dorthin unternahmen wir auf der Hauptroute E65 von Ulcinj nach Virpazar (ab hier E80 nach Podgorica), wo auch das Besucherzentrum des Nationalparks ansässig ist. Diese Route ist gut ausgebaut und führt durch einen kostenpflichtigen Tunnel (Sozinatunnel, 5 Euro für Wohnmobile).

Leider ist die Hauptstraße von Virpazar in den Süden des Skadarsees nach Donji Murici zu den dort vorgelagerten Inseln derart schmal, dass man sie nicht mit dem Wohnmobil befahren kann. Aus diesem Grund haben wir immer unsere E-Bikes mit dabei, mit denen wir dann die rund 20 Kilometer nach Donji Murici bewältigten. Ehrlich, diese Straße ist oft nicht viel breiter als ein gut ausgebauter Radweg in Mitteleuropa. Sie eröffnet aber sensationelle Ausblicke auf den Skadarsee und man sollte diese Strapazen auf sich nehmen.

Rückfahrt über Dalmatien

Von hier aus war es Zeit an die Heimreise zu denken. Wir kehrten zurück an die Küste, fuhren über Dubrovnik, Makarska nach Sibenik und verbrachten noch ein paar Badetage auf der Insel Murter, nahe dem schönen Fischerhafen.

Bevor es dann endgültig zurück in die Heimat ging, gönnten wir uns noch einen Bootsausflug auf die Kornaten. Ein weiterer Nationalpark auf einer Inselgruppe vor Zadar, der an unserer Reiseroute lag.

Fazit

Insgesamt nahm unsere Reise mit dem Wohnmobil viereinhalb Wochen in Anspruch. Unsere Genussreise führte uns durch 11 National-, Regional- und Naturparke und zu vielen kleinen Weltkulturerbestätten. Außerdem legten wir, die Fährenstrecken inklusive, rund 4700 Kilometer zurück.

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